Die Salamanderpest

Amphibien haben es schon echt schwer.

Der Ausbau von Straßen, Lebensraumverlust,nährstoffreiche Böden, Laichgewässervernichtung, landwirtschaftliche und chemische Gifte, Nahrungsknappheit und der Klimawandel machen es ihnen nicht mehr so leicht wie früher.

Neue, sich ausbreitende Infektionskrankheiten, wie Viren und Hautpilze bedrohen ihre Bestände massiv.


Die „Salamanderpest“auch als Salamanderfresser bezeichnet, ist ein Pilz mit dem unaussprechlichen Namen

(„Batrachochytrium salamandrivorans“).


Dieser Pilz bedroht unsere Schwanzlurche, dazu gehören alle vier Molcharten sowie unser Feuersalamander.

Der Pilz auch als "Bsal" bezeichnet, wurde aus Ost-Asien nach Europa eingeschleppt.

Wie er genau hierhin gekommen ist, ist nicht ganz belegt. Aber wenn wir uns vorstellen, dass grundsätzlich durch die Globalisierung  Tiere, Nahrung, Erde, Wasser und Pflanzen überallhin verschleppt werden kann und sogar wir Menschen leicht in die entlegensten Orte der Erde fliegen, brauchen wir uns nicht zu fragen "wie" ! Denn die Antwort haben wir bereits.


Die Pilzerkrankung ist ziemlich speziell und kompliziert, sie stellt viele Fragen und gibt wenig Antworten.


Was wir wissen:

Sie führt bei Schwanzlurchen (Molche und Salamander) zu sehr schweren Hautinfektionen.

Viele der befallenen Tiere zeigen offene Wunden, Blutungen, Hautläsionen und Geschwüre. Aber auch ein komplettes Schwarzwerden von Salamandern mit ledriger Haut ist uns im Ruhrgebiet aufgefallen.

Diese Symptome führen bei den meisten Tieren nach kürzester Zeit zum Tod. 

Der Pilz liebt anscheinend feuchte, kühle Umgebungstemperaturen und besonders im Frühjahr, nach der gemeinsamen Überwinterung vieler Tiere bricht die "Infektion" aus.

Er hält sich besonders an feuchten Stellen auf, Gewässer, Uferbereiche, Bäche und Flüsse sind perfekt. Auch Feuchtwiesen, Überschwemmungsflächen scheinen ihm zu liegen, darunter auch die Haut anderer Amphibienarten die nicht direkt an ihm sterben, ihn aber ebenfalls übertragen können. 

„Bsal“ wächst am besten zwischen 10 und 15°C. Die Wachstumsunter- und Obergrenze liegt ungefähr bei 5°C und 24°C.

Ab 25°C kann der Pilz absterben wenn der Temperaturprozess mindestens fünf bis zehn Tagen anhält.

Erstaunlich ist es, dass Wasserflöhe und anderes Zooplankton die im wasser treibenden Zoosporen des Pilzes fressen. Eigentlich schon eine gute Hilfe im Kampf gegen Bsal, dennoch nicht ganz weitererforscht sind. 

Er bildet zwei Sporen aus, kurzlebige und Dauersporen! Die Dauersporen machen das ganze Problematisch, da sie sehr lange in feuchtem Mileu überdauern können und infektiös bleiben.

Wann war der erste Ausbruch?

So richtig kann man es nur erahnen und schätzen.


Laut LANUV sind

  • 2004 Rott in der Eifel
  • 2008 Bunderbos-Wald (Niederlande)
  • 2010 Belgien
  • 2015 Essen/Mühlheim
  • 2018 Bochum,
  • 2018 Hattingen,
  • 2019 Witten,
  • 2019 Dortmund,
  • 2020 Herne,
  • 2022 Hochsauerlandkreis betroffen.


Meine eigenen Beobachtungen im Ruhrgebiet waren wie folgt:

2004 Bochum Dahlhausen, In der Aar! Belegfoto siehe Veröffentlichung V.Schulz 2021

2006 Niederwenigern

2010 Isenburg Hattingen

2011  Hattingen Wildhagen

2015  Schulenbergwald Hattingen

Wie verbreitet sich die Salamanderpest?

Alle beweglichen Objekte können den Pilz verbreiten.

Darunter Tiere wie andere Amphibien, Säugetiere (insbesondere Amphibienpredatoren wie Waschbären), Vögel, Auto- & Fahrradreifen, Schuhe, Hundepfoten uvm. Die Ausbreitung kann somit nicht gänzlich gestoppt werden, aber man kann es verringern. Alle Menschen die in betroffene Gebiete ihre Freizeit nachgehen,  arbeiten, wohnen und leben können den Pilz schnell weiterverbreiten. Um eine Verbreitung des Pilzes durch Haustiere und Menschen zu verhindern, stellt des Landesamt für Natur-, Umwelt- und Verbraucherschutz NRW (LANUV NRW) ein „Hygieneprotokoll“ zu Verfügung.

Diese Handlungsempfehlung können wir sehr empfehlen!

Salamandermeldung!

Wie viele bereits wissen, beobachten, dokumentieren und begleiten wir seid 2020 betroffene Gebiete in Zusammenarbeit mit dem Artenschutz Ruhrgebiet e.V. , der Biologischen Station für den Ennepe- Ruhr-Kreis, der unteren Naturschutzbehörde und dem LANUV.

Wir haben Karten erstellt und die Entwicklungen der "Nachfolger" dokumentiert.


Wir wissen, dass trotz großem Verlust der Feuersalamanderpopulationen auch weiterhin Tiere überleben können und es noch Larven im Gewässer gibt.

Die Hoffnung liegt nahe, dass sich Populationen selbst wieder fangen und erhalten können.

Dennoch kann keiner von einer Imunisierung sprechen- ein wissenschaftlicher Begelg dafür fehlt bis heute.

Es gibt viele Gründe, warum das so sein kann! Aber bisher keine Antworten darauf.

Was kann ich tun? 

Ennepe-Ruhr-Kreis!

Sie können uns und unsere Arbeit unterstützen.

Sollten Sie jemals tote, verletzte oder lebende Feuersalamander beobachten, melden Sie uns gerne den Standort, senden Sie uns ein Foto, berühren Sie die Tiere nicht.

Wir erstellen Karten, nehmen Proben und senden diese an die zuständige LANUV, Biologischestation und der Naturschutzbehörde.


Wir beraten und informieren Sie gerne weiter.

Whatsapp: 01577/ 29 49 225

oder info@wildnisschule-ruhr.de


Die Daten werden zusammengefasst an die zuständige Fachabteiliung der LANUV gesendet, dieses können Sie auch selbst tun, email: anika.hirz@lanuv.nrw.de

Was sollte ich beachten!

* Bitte leinen Sie im Wald ihren Hund an!

* Bitte betreten Sie nicht unnötig Gewässer.

* Lassen Sie Ihren Hund nicht im Gewässer trinken und baden.

* Aktuell betroffene Gebiete bitte meiden.


Hinweisschilder der Naturschutzbehörden/Biostationen und LANUV beachten.


* Sollten Sie lange Wanderungen durchführen, bitten wir Sie die Schuhe unbedingt zu desinfizieren, insbesondere wenn Sie ihre Touren entlang der Wälder durchziehen.

SGV, Alpine Wandergruppen, Kursleiter und Waldpädagogen

Welche Desinfektion kann ich nutzen?

Als Desinfektionsmittel kann eine 70-prozentige Alkohollösung oder Brennspiritus, der auf 70% verdünnt werden
muss, verwendet werden. Brennspiritus kommt in der Regel mit 96 Vol. % Alkoholkonzentration in
den Handel. Eine leichte Verdünnung ist sinnvoll, da ein zu niedriger Wasseranteil sich negativ auf
die Desinfektionswirkung auswirken kann. Der Wasseranteil im Alkohol unterstützt die Zellwand-
durchdringung des Alkohols. (Auszug aus dem Hygieneprotokoll und der LANUV Tagungen zur Salamanderpest 2023)

Mein Tipp für alle Amphibienfreunde:

Als Mitglied im Artenschutz Ruhrgebiet e.V. kann man sich aktiv zum Schutz von Amphibien & Reptilien beteiligen.

Der Jahresbeitrag als Familie kostet nur 10 Euro und leistet viel.

So werden Amphibienschutzeinrichtungen aufgebaut und gepflegt, Gewässer errichtet, es gibt spannende Vorträge und Landschaftspflegeaktionen für die ganze Familie.

Infos zum Verein hier

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